Mut #09

Während uns der Frühling vormacht, er sei der Sommer, sitze ich morgens bei Kaffee schon auf der Terrasse und schreibe. Ich hoffe, ich kann Euch auch mit diesem Beitrag wieder etwas Mut machen zum Thema „Selbstständigkeit in der Mitte des Lebens als Quereinsteiger“. Heute geht es um Inspiration, Information und eine unangenehme Situation. Viel Spaß beim Lesen.

Inspiration

Manche Dinge erscheinen einem ungeheuer weit weg – weit weg im Sinne von unerreichbar: Ziele, Eigenschaften, Menschen. So ging es mir auch, als ich diesen Blog aufsetzte, in den Blogs anderer stöberte und schließlich auf Conny Niehoff traf, von der ich Euch schon berichtete. Die Künstlerin beeindruckte mich mit ihrem Sinn für Poesie und durch die Schlagkraft ihrer großformatigen Acrylbilder. Ich schrieb sie eines Tages an, ob ich für ein paar Tage zum Malen in ihr Colbitzer Atelier kommen könne. Conny gibt dort Malkurse für Gruppen und Einzelpersonen und hatte Zeit. Das war ein großer Tag für mich. Ich freute mich auf die Reise und die Künstlerin.

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Ich packte meine Schwester ein und wir verbrachten wunderbare Tage in Colbitz. Warum das für mich so wichtig war? Die Künstlerin lebte ihren Traum, ihre Passion und das, ohne Kunstakademie-Abschluss, der plötzlich für mich so unwichtig erschien. Ich sog die Stimmung im Atelier auf, denke heute noch gerne an das Malen dort, die Musik, die Mittagspause. An dieser Stelle noch mal danke an Conny für die unvergessliche Zeit. Wer die Tage in Colbitz und dem damit verbundenen Gefühl nachspüren will, kann gerne den Reisebericht lesen. Was ich lernte? Ich lernte, dass man manche Dinge wirklich einfach machen muss. Ich lernte, dass sich-Ziele-stecken unerlässlich, um voran zu komemn. Ich lernte, dass Inspiration nur ein Impuls ist. Den Rest muss man selbst erledigen. Ich lernte, dass man auf seinen Bauch hören sollte, seiner Intuition trauen. Und vor allem nicht aufhören, Informationen heran zu schaffen.
Information

Ich hatte – zurück in München – einen Termin bei einer offiziellen Info-Anlaufstelle für Künstler, dessen Leiter und sein Engagement ich sehr schätze. Die Beraterin jedoch, die ich bekam, hatte keine Ahnung (sie hat das Team mittlerweile verlassen). Ich wollte Infos zur Künstlersozialkasse und Krankenkasse haben. Die Beraterin meinte, dass ich es niemals in die KSK schaffen würde ohne Abschluss einer Kunstakademie. Heute – 2018 – bin ich als Künstler in der Künstlersozialkasse gemeldet.

Was ich hieraus gelernt habe, könnt Ihr Euch sicherlich denken: Sich nicht auf eine einzelne Meinung verlassen, neugierig bleiben, Möglichkeiten ausschöpfen.

Situation

In einem der vorherigen Blogposts habe ich euch von der Urlaubsbekannschaft erzählt, die später zwei Illustrationen bei mir in Auftrag gab. Außerdem wollte sie für ihr Zuhause ein Bild in Auftrag geben. Ich fuhr durch die halbe Stadt, um ihr ein Testbild zu bringen und mich bei ihr umzusehen, was farblich gut passen könnte.

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Fast ein halbes Jahr malte ich an dem von ihr in Auftraga gegebenen Bild. Die Farben hatten wir festgelegt – was im Nachhinein betrachtet schrecklich für mich war. Wenn man im Malprozess denkt, da muss jetzt ein Gelb rein – dann muss da ein Gelb rein. Das Malen war ein Kampf. Jedenfalls kam die Kundin ein halbes Jahr später ins Atelier, um sich das Bild anzusehen. Ich hatte ihr vorab gesagt, dass sie es nicht nehmen muss, wenn es ihr nicht gefällt. Ich merkte, dass es ihr nicht gefiel, was nicht das Problem war. Aber, was ich wirklich schade fand, dass sie nicht in der Lage war, mir einfach zu sagen, dass sie es nicht nehmen würde.

„Ja, weißt du, wir haben inzwischen unserer Farben im Wohnzimmer geändert…“ sagte sie vorsichtig zu mir. Und „Wenn ich es jetzt zur Probe mitnehme, weiß ich gar nicht, wann ich es dir wieder bringen soll!“

Daraufhin erwiderte ich: „Wenn du jetzt schon weißt, dass du es mir wiederbringen wirst, dann sag doch einfach, dass du es nicht willst!“

Wir trennten uns freundlich. Ich hörte nie wieder etwas von ihr.

Und was hat die Häsin gelernt? Nie wieder Auftragsarbeiten. Das hemmt den kreativen Fluss. Meinen eigenen Malstil fand ich dann etwas später. Blumen und Vögel hatten es mir angetan…

Im nächsten Mut-Artikel erwartet Euch ein Einblick in das Thema Improvisation und Konzeption und mal wieder mein Mantra #einfachmachen.

In diesem Sinne grüßt Euch „mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen am Boden“

Heike aus dem [wa]schatelier
Wer die Mut-Serie von vorne lesen möchte, startet am besten mit dem Beitrag #Mut Intro.

2 comments
  1. „Grüß Gott, ich hab hier ein Tasserl von unserem neuen Kaffeeservice mitgebracht. Wir bräuchten jetzt noch eine schöne Kunst für über den Couchtisch. Könntens uns da nicht etwas Passendes …? Einfach was Modernes, mehr so was Freies, wissens? Mit den Sofakissen darf es sich halt nicht beißen …“ [augenroll]

    1. „Ja wissens…ich mach halt keine Auftragsmalerei mehr, schon gar nicht passend zum Sofakissen. Aber den Kaffee würd ich nehmen.“ 😉

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