Nach dem Weihnachtsfest legt sich bei uns Stille auf alle nieder. Die stade Zeit beginnt eigentlich jetzt erst. Statt Schnee glänzen draußen Wassertropfen nach dem Regen. Nachbars Katze sitzt vor unserer Terrassentür und putzt sich.
Jeder geht seinen Wünschen nach. Keine Todo-Listen abhaken müssen, keine Deadlines einhalten, keine Telefonate führen, keine Emails beantworten. Ich liebe diese Zeit, denn dann höre ich sie wieder etwas besser: die kreative Stimme.
Die dritte Tasse Kaffee in der Hand, stapfe ich im Morgenmantel in das Turmzimmer im Ostflügel. Eigentlich ist es der Mittags-, nein der Nachmittagsmantel. Ich habe Mamas ausgemusterte Nähmaschine raus gekramt. Schon lange will ich mein geliebtes Packpapier zusammen nähen. Das zerknautschte Geschenkpapier vom 24. winkt mir auch schon aus der Tüte entgegen.
Das Papier ist widerspenstig. Man kann es knicken, aber nicht zu fest, der Faden bleibt hängen, weil das weichere Papier sich nicht so gut durch die Maschine transportieren lässt. Ach, alles wunderbar. Vorsichtig rattert die Nadel durch die Cellulose. Mein Kaffee wird kalt, draußen wird es langsam dunkel.
Nach kleinen Kämpfen mit Garn und Papierfaser, kommen nun Tinte, Kreide und Acrylfarbe zum Zug.
Die erste Form des Frauenkopfes wird immer in einer einzigen Linie, ohne den Stift abzusetzen, gezeichnet. Später kommen noch einige Linien dazu. Meine „Dontstops“ zeichne ich seit drei Jahren. Sie bringen mich runter, lassen mich innehalten. Nichts muss perfekt sein, einfach drauf los und eintauchen in den Klang der kreativen Stimme.
Ich wünsche Euch da draußen noch eine wunderbare Zeit zwischen den Jahren. Ein bisschen wie „zwischen Baum und Borke“ hängen ist das, und ich finde das wunderbar. Und dann stelle ich fest, dass 2019 mit Packpapier endet und ebenso mit Packpapier begonnen hat.
Eure Heike aus dem [wa]schatelier