Schockstarre

Eigentlich hatte ich mir für heute ein kleines Arbeitspaket für das Homeoffice geschnürt, aber es kommt anders.

atelier_HaasAnfang letzter Woche war ich bereit für alle erforderlichen Umsetzungen, um das waschatelier und die Palastheimat (das neue Atelier, das ich vor einem Jahr gemietet habe) vor Corona in Sicherheit zu bringen. Ich informierte mich über die Fördermöglichkeiten, kontaktierte die Hausverwaltung, das Finanzamt, die KSK, stoppte sofort unnötige Ausgaben und war zuversichtlich. Dabei fiel mir dieses Dokument als erstes in die Hände (Danke an die Illustratoren Organisation) und half mir weiter.

Mein Mann und ich arbeiteten noch einige Tage Seite an Seite im Atelier, die Stille war wunderbar. Angefangene Projekte konnten fokussiert zu Ende gebracht werden.

Dann der Rückschlag aus dem Nichts. Donnerstag bis Samstag hing ich total in den Seilen, ja ich war super traurig, alles vielleicht hinter mir lassen zu müssen. Wer weiß wie es weiter gehen würde. Ich befand mich plötzlich – trotz des anfänglichen Optimismus  – in einer Schockstarre. Konnte nicht mehr planen, nicht mehr handeln, nicht mehr an morgen denken. Und das Schlimmste daran – ich dachte, ich wäre damit alleine. Im Internet und den sozialen Medien ploppten plötzlich unzählige Webinare auf, laute Tschackarufe à la „wir schaffen das“ und „go digital“. Ich hatte den Eindruck, ich sei die Einzige, die nicht sofort in den Digitalmodus umschalten konnte inmitten von Zoom, Skype und MSTeams. Aber nein, nach und nach krochen noch ein paar Bekannte und KollegInnen aus ihren Corona-Löchern und outeten sich ebenso als völlig lost. Ein persönlicher Lockdown hatte uns ergriffen.

Neben all dem Elend in der Welt, an Europäischen Außengrenzen oder Corona-Hochburgen, in Krankenhäusern, die nicht genug Beatmungsgeräte für Kranke haben, oder Menschen, die durch das Virus sofort Anstellung und Existenz verlieren, scheinen meine Bedenken lächerlich zu sein. Aber dennoch sind sie da. Und das ist okay so. Und ich will Dir da draußen ein bisschen Mut zusprechen. Du bist nicht alleine mit deiner Angst und Traurigkeit, nicht alleine mit der Schockstarre.

Sei ruhig erst einmal betrübt und lehn dich einen Augenblick zurück. Nimm dir zwei Tage Zeit, um den Schock zu verwinden. Nach einem Crash, einem Autounfall ist so ein Schock ja auch ein erster Überlebensmodus des menschlichen Körpers. Und Corona ist ein Crash. Wenn also die zwei Tage der Starre vorüber sind und du genug Löcher in die Luft gestarrt, unendlich viel Netflix geguckt und Kaffee im Pyjama getrunken hast, komm zur Besinnung, mach kleine Pläne und setz sie um.

Heute wollte ich ja meine kleinen Arbeitspakete umsetzen, aber ich surfe durch das Netz und lese Berichte, Pressemitteilungen und Nachrichten. Ich bekomme dieses Wort nicht  mehr aus dem Kopf und denke dabei immer an diesen Typen aus Monty Pyton, der ständig auf und ab hüpft und „Jehowa, Jehowa“ ruft. In meinem Kopf ruft dauernd einer „Corona, Corona“.

Dennoch bin ich  natürlich dankbar für meine gesunde Familie, ein Dach über dem Kopf, warmes Essen, Sonnenschein. Alles andere wird sich finden – auch ohne Tschacka.

Deine Heike aus dem [wa]schatelier Heike Haas_Flipchart

Auf eine wunderbare Initiative meines Kollegen Marcus Repp möchte ich noch aufmerksam machen. Illustratoren gegen Corona haben sich zusammen getan und Mitmach-, Ausmal-, und Rätselbilder für Eure Kids zum freien Download auf einer Webseite zusammen getragen. Hier geht es zur Seite >>

Und noch etwas in eigener Sache: Wenn Du mich und das waschatelier unterstützen möchtest, dann freu ich mich über den Kauf meines Buches. Danke!

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