Zwischen den Jahreszeiten

Der Oktober verflog. Ebenso der November. Und zwischen den Jahreszeiten laufe ich mit meiner Mutter durch die inzwischen matschigen Blätter, die sich auf den Wegen festkrallen, damit die Laubbläser sie nicht davon pusten. Das Laufen ist inzwischen mehr als reine Bewegung in Corona-Sofa-und-Homeoffice-Zeiten. Es bringt uns einander noch näher, wir reden viel. Der Himmel hängt dann und wann tief über unseren Köpfen. An manchen Tagen schießt er scheinbar über uns hinweg.  Ich bin in München geboren und groß geworden und wir schaffen es dennoch, neue Wege zu gehen, die wir vorher noch nie betreten haben. Neue Wege…überhaupt ein schönes Thema. Gerade jetzt – wenn wir mitten im zweiten Lockdown sitzen werden – eine gute Zeit, um über neue Wege nachzudenken. Das ist das Beste, das man zwischen den Jahreszeiten tun kann.

Die Arbeit der letzten zwei Monate verblasst langsam. Hie und da noch ein Projekt, das zu Ende gezeichnet werden muss. Dann ist vorerst Ruhe im Atelier. Ich schalte die Lichter ab, dreh die Heizung runter und kippe den restlichen Kaffee in den Ausguss. Was für ein Jahr, welche Anstrengungen, welche Herausforderungen und wie viele Tränen zwischendurch (von den unzähligen Netflixserien mal abgesehen).  Und im ersten Coronatief – als alles plötzlich auf Null zurückfuhr, dachte ich mir noch: Mannomann, mit welchem Tempo bin ich – sind wir – eigentlich unterwegs gewesen. Soll das so bleiben? Ich freu mich natürlich über das zweite Buch, das im Oktober erschienen ist und über neue Projekte, die mich 2021 erwarten. Aber ist es richtig, immer schneller zu laufen, wenn man doch eigentlich genauso gut auch langsam gehen könnte?

Die Antwort habe ich nicht, aber ich weiß, dass eins meiner Highlights des Jahres das Laufen – das Gehen –  mit meiner Mutter war. Kilometer um Kilometer. Wort um Wort. Satz um Satz. Und alles, ohne eine einzige Umarmung.  Was man eben so macht, in diesen Zeiten.

Vielleicht sind diese Zeilen auf meinem Blog nicht richtig aufgehoben, aber ich wollte diese Gedanken einfach mit Euch teilen. Denn nicht nur Oktober und November verfliegen so schnell. Auch die Momente mit den liebsten Menschen verfliegen. Als ob der Laubbläser sie davon gepustet hätte. Passt auf Euch auf und bleibt gesund.

Eure Heike aus dem [wa]schatelier

 

 

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