Barcelona berauscht und betäubt und malt mir mit Leidenschaft für den ganzen Tag ein Lächeln ins Gesicht. Aber alles der Reihe nach…
Im Hotel angekommen, lernen H. und ich die Kollegen kennen, mit denen wir morgen zusammen arbeiten werden. Kurzes und freundliches Hallo, erste Abstimmungen für den nächsten Tag, dann ab in die Federn.
Meine Nacht ist unruhig. Eben gerade eingeschlafen, klingelt auch schon der Wecker. Ich freue mich sehr auf die Begegnungen, auf den Tag und natürlich auf diese unglaubliche Stadt.
Wir fahren im Taxi zur Arbeitsstätte. Jetzt erst- bei Tageslicht – sehe ich die Pracht dieser Metropole. Diese Häuser! Diese Bauten! Diese Parkanlagen! Unglaublich. Und an jeder Ecke winken uns die Palmen still und einladend zu. Das ist eine Begrüßung!
Der indische Taxifahrer – mit Turban auf dem Kopf – fährt uns zu unserer Arbeitsstätte. Wir bleiben gespannt. Am Rückspiegel seines Wagens baumeln zwei seltsam anmutende Fläschchen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Der obere Teil der Flasche ist aus Holz, der untere aus Glas. Das ist bestimmt so ein Voodoo-Schnickschnack-Zauber aus seiner Heimat, denke ich so vor mich hin und mache meine Kollegen darauf aufmerksam. Wir überlegen, ob es sich um ein mysthisches Artefakt handelt, das böse Geister abhält. Ich frage nach.
Der Taxifahrer erklärt uns, dass es sich um Lufterfrischer handelt, die man im örtlichen mercado, also im Supermarkt kaufen kann. Wir lachen alle herzlich und haben sofort eine Idee, was wir unserern Lieben daheim mitbringen können.
Das Ziel der Fahrt ist das Sant Pau Recinte Modernista. Im 11. Jahrhundert war es ein Pilgerhospiz, das ab 1401 durch Zusammenlegung der kleinen Einzelhäuser zu einem großen Krankenhaus wurde. 1905 bekam das Gebäude ein Rundumerneuerung, wurde modernisiert und kann nun auch als Eventlocation gebucht werden. Unbedingt angucken! Es ist seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe.
Als wir aus dem Taxi steigen, verschlägt es mir die Sprache. Das Gebäude vor meinen Augen scheint mit erhobenem Zeigefinger sagen zu wollen: Bitte sprechen Sie jetzt nicht! Und ich halte die Luft für einen Moment an und bin in der Tat sprachlos.
Wir verbringen den ganzen Tag in diesem wunderbaren Gebäude, jeder von uns acht bekommt einen eigenen Raum zugewiesen. Wir sehen uns erst wieder zum Mittagessen. Das findet im Paradies statt und ich stupse J. neben mir an und sage: „Wäre das nicht schön, wenn wir uns alle in ein paar Jahren noch kennen und dann sagen können: Weißt du noch damals…das Mittagessen in Barcelona?“
Abends spuckt uns der UNESCO-Bau nach und nach hinaus auf die Straße. Wir versammeln uns, sprechen über unsere Arbeit, vergleichen Bilder (leider darf ich nichts davon zeigen), klopfen uns verbal gegenseitig auf die Schulter und verabreden uns für den restlichen Abend. Auf dem Weg zurück ins Hotel sagt S. „Wieder ein Tag von der Straße weg“ – und so froh ich auch bin, dass der Job geschafft ist, stimmt es mich doch auch traurig, dass wir schon wieder auf einem Abschnitt unserer Rückreise sind.
Nach einer kurzen Pause im Hotel wandern wir alle I. hinterher, die uns an den Strand lotst wo wir die Nasen in den Wind halten und der Brandung beim Branden zusehen. Was für ein Tag. Was für ein Leben. Die Tapasbar wird nach dem hübschen Geschirr beurteilt und sofort genommen. Wir haben alle so einen Hunger. Neben dem Essensgeruch steigt mir Rosenduft in die Nase. Eine schöne Erinnerung ploppt auf. Ein herzliches Lächeln mir gegenüber fängt mich auf.
Barcelona flirtet nicht mit dir. Sie setzt sich dir direkt auf den Schoß und umarmt dich ganz fest. Wenn du es zulässt, dann küsst sie dich. Ich küsse zurück und werde wieder kommen.
Eure Heike
Dein Bericht macht Lust auf Barcelona
🙂