Tuschetage

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Sabine Müller-Waltle

In der letzten Woche hängt die Sonne schräg über den Wolken. So richtig kommt sie nicht raus. Morgenfrost erstarrt den Efeu vor dem Haus. Kein Wind regt sich. Die schrabbeligen Sommerlampions hängen wie träge Meisenknödel am Baum im Garten. Lautlos und laublos. Langsam regt sich was im Haus. Kaffee zieht Duftfäden durch das Treppenhaus. Meister Lampe schwingt sich auf sein Bike, Kind 1 schlappt Minuten später müde in den Tag hinaus, Kind 2 emsig hinterher.

Jetzt gehört der Tag mir. Uns. Denn ich habe Besuch. Sabine ist für ein paar Tage nach München gekommen. Eine Graphic Recorder Kollegin aus Hannover. Für mich beginnt die perfekte Woche. Ein Wechselbad zwischen Gesprächen, Arbeit und kreativer Zeit. Synergien finden, vielleicht sogar Pläne schmieden. Aber nicht zu viel auf einmal. Gemeinsam fahren wir morgens in die Palastheimat.

Im Atelier angekommen, erst mal Musik an, Kaffe und Ingwerwasser rein in die Becher und jede von uns verzieht sich in ein Zimmer. Sabine hat Arbeit mitgebracht, wir sitzen beide an unterschiedlichen Projekten und haben uns vorgenommen, gemeinsam mehr zu schaffen. Ein hehres Ziel, wenn man doch auch quatschen könnte, wo man sich so selten sieht.

Bevor wir mit Laptop in den Tag starten, beginnen wir mit einer Kreativübung zum Hirn freipusten und wundern uns, warum wir das im alltäglichen Wahnsinn eigentlich nicht immer so machen. Es wird getuscht mit meinem Lieblingspinsel und ergänzt.

Thema: Nähe und Distanz

Hier ein Teil unserer Ergebnisse.

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Ich könnte ewig weiter zeichnen.

Nach diesem kreativen Einstieg in den Tag, werkeln wir bis mittags jede für sich am Laptop und verabreden uns für mittags zum Asiaten und eine kleine Runde durch die Isarauen.

Vorher schaut noch eine Kundin kurz vorbei, die sich für den waschatelier Workshopraum interessiert.

Der Nachmittag ist ganz der eigenen Arbeit gewidmet. Ab und zu rufen wir uns Fragen von Raum zu Raum und arbeiten konzentriert weiter. Einmal bin ich so auf meine Sache konzentriert, verstehe etwas nicht und rufe laut „Häää?“ Plötzlich kommt ein „Häää?“ aus dem anderen Zimmer zurück. Wir lachen beide. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Miteinander so viel Energie freisetzt. Abends bekocht uns Meister Lampe und wir fallen müde, satt und glücklich in die Betten.

Tag 2 startet mit Frühstück bei Muddi. Wir haben heute einen langen Tag und gönnen uns daher, etwas später in der Palastheimat aufzuschlagen.

Im Atelier angekommen beginnen wir auch an diesem Tag wieder mit einer kreativen Übung. Material – wieder Tusche, das Malutensil ein Tampon. (Hintergrund hierfür war die Freude darüber, das Monatshygienemittel künftig nicht mehr als Luxusware gelten und nur noch mit 7% Mwst zu Buche schlagen)

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Foto: Sabine Müller-Waltle

Ihr nehmt euch also wieder Tusche oder verdünnte Tusche und malt Muster auf große Papierbögen. Alles mit dem Tampon (schöne Sauerei), der im übrigen auch aus einander genommen werden darf.

Die getrockneten Muster verarbeiten wir abends zu einer Collage, diesmal zum Thema Weiblichkeit.

Die zweite Hälfte des Tages sitzen wir weiter emsig an unseren Projekten, Manuela schaut noch mit Dackelplätzchen vorbei und abends vollenden wir die Collagen. Bevor wir uns schließlich zur Weihnachtsfeier der Illustratoren München aufmachen, bemerken wir, dass wir jetzt an einem Punkt angelangt sind, an dem wir locker noch bis Mitternacht weitermachen könnten. Das nennt man dann wohl den kreativen Flow. An dieser Stelle schöne Grüße an Roberta Bergmann

Hier noch unsere Muster und ein Teil unserer Ergebnisse

 

Ein paar Tage nach Sabines Abfahrt habe ich alle Musterreste eingescannt und digital weiter verarbeitet. Hier die Ergebnisse.

Diese Art von Co-Creation und Co-Working mag ich. Man muss natürlich auch die passende Person dazu finden. Ich glaube, das kann nicht mit jedem gut klappen, die Arbeitseinstellung muss irgendwie übereinstimmen und das Committment, diszipliniert zu bleiben, auch wenn man am liebsten nur spazieren und quatschen würde. Wir werden das sicherlich wieder machen, vielleicht wird es ja auch zu einer neuen lieb gewonnenen Tradition.

Auf ein Wiedersehen…

Eure Heike aus dem [wa]schatelier

 

 

 

 

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