Diese Stadt kann ich nicht einordnen. Sie ziert sich etwas, ist verschwiegen und diskret. Und wenn man gerade denkt, dass sie einem die kalte Schulter zeigt, zückt sie ein Ass aus dem Ärmel und stellt dir ein wunderschönes Gebäude in den Weg. Oder einen Park oder einen See oder so…
Im Supermarkt quatscht mich eine ältere Frau an. Die Zitronen hier sind so teuer, sagt sie. Und im Garten ihrer Schwester liegen sie nur so rum – also, die Zitronen. Später finde ich heraus, dass die Dame aus Griechenland kommt, wo sie dann am Donnerstag auch wieder hinfliegt.
„Ich war auch schon mal in Griechenland. Kreta, Kalamata..“, berichte ich ihr stolz. Dann senkt sie den Kopf, als würden wir uns schon ewig kennen und fragt: „Dieses Jahr kommst du nicht?“
„Nein, dieses Jahr komm ich nicht.“ Sie winkt zum Abschied.
Der Helmkehof begrüßt mich in hannoveranischer Klinkerbauweise. Ich trete ein und nehme einen tiefen Atemzug. Ja. Das wird toll heute. Skizzieren mit Felix Scheinberger.
Wir starten mit Aquarelltechniken und landen schließlich bei Sardinen und roten Zwiebeln. Herr Scheinberger malt ein Horn auf die Stirn meiner Permafrostsardine (nicht im Bild), ich protestiere.
„Na, dann radier’s doch wieder weg.“ Er greift in mein Stiftekästchen und rubbelt die Sardinenstirn grau. Dann der Blick zu mir „da hat aber jemand einen dreckigen Radiergummi…“. Ich grinse, er auch. Netter Typ. Ich brauch nen neuen Radiergummi, denke ich so bei mir.
Abends verabredet sich die Gruppe zum Essen und auf ein Bier. Ich ziehe das türkise Tupfenkleid aus dem Schrank, das es beim Packen irgendwie in meinen Koffer geschafft hat. Treffpunkt Maschsee, kleiner Spaziergang zum Lokal. Wir genießen den Sommerabend bei Kölsch und Cocktails und reden über die Nackten von Aljoscha Blau und die Bourlesque-Tänzerin Tronicat, die uns übermorgen besucht.
Und wie von Zauberhand schafft es das türkisfarbene Tupfenkleid sogar bis ins Skizzenbuch des Meisters.
Illustration: Felix Scheinberger
Eure Heike aus Hannover