Wie Inspiration geht

20170717_124802_QIch werde immer wieder gefragt, wie ich auf manche Ideen komme, was mich inspiriert und was man tun  muss, um Kunst zu schaffen. Dazu möchte ich Euch eine kleine Anekdote erzählen.

Als ich vor drei Jahren mit dem waschatelier begann und meine künstlerische Laufbahn anschob, meldete ich mich auch in einem Münchner Kunstverein an. Ich wollte mich engagieren, Kontakte knüpfen und einfach dabei sein. Es stand die erste Sammelausstellung an und es waren dazu auch Flyer gedruckt worden, auf denen nun auch mein Name stand, denn ich hatte mich zu der Sammelausstellung angemeldet. Um an die Flyer zu kommen, musste man in die vereinseigene Galerie fahren, dort lagen alle Werbematerialien aus. Jeder konnte sie sich dort abholen. Der Schlüssel für die Galerie lag bei Antonio, dem Italiener gegenüber. Dort konnte man ihn sich holen und sollte ihn aber unbedingt dort auch wieder abgeben, damit der nächste Künstler wiederum ohne Probleme in die Galerie kommen könne.

An einem schönen sonnigen Feiertag machte ich mit meiner Familie einen kleinen Ausflug. Auf dem Rückweg – so dachte ich – könnte ich doch bei Antonio den Schlüssel kurz holen und die Flyer in der Galerie besorgen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass Antonio seinen kleinen Feinkostladen nur unter der Woche öffnete…

Wie es der Zufall so wollte, traf ich also an jenem Feiertag auf den Ladenbesitzer Antonio, der nämlich gerade seine Trattoria absperrte (er  war an diesem Tag nur durch Zufall dort ). Ich stellte mich kurz vor, sagte, dass ich vom Kunstverein sei und fragte, ob ich kurz den Schlüssel holen könne. Antonio reagierte sofort sehr unfreundlich, was mich verdutzte. Er verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und sagte: „Ich warte nicht auf Sie. Heute ist Feiertag. Ich wollte gerade gehen. Da müssen Sie den Schlüssel schon mitnehmen!“ ich erklärte ihm, dass ich den Schlüssel nicht mitnehmen dürfe und dass ich mich noch nicht so gut auskenne mit den Gepflogenheiten des Vereins.

Ich wusste gar nicht so recht wie mir geschah, war mir ja alles neu und das Abholen der Flyer hätte vielleicht eine Minute gedauert. (Die Trattoria liegt genau gegenüber der Galerie). Schließlich händigte er mir doch den Schlüssel aus, ich holte die Flyer, bedankte mich und gab den Schlüssel an ihn zurück. Er war super sauer, wie man ihn nur am Feiertag um dergleichen Dinge bitten konnte.

Am darauf folgenden Tag traf mich fast der Schlag. Da kam eine Email, die über den gesamten Vereinsverteiler lief, an alle Vereinsmitglieder. Die Frau Vorstand schrieb darin entsetzt, dass sich Antonio über ein Mitglied beschwert hätte, das den Schlüssel an einem FEIERTAG bei ihm abgeholt hätte. Der Tenor der Email war so ungefähr:

„Wie kann man nur dem guten Antonio so etwas antun…wir sind ja so froh, dass der liebe Antonio den Schlüssel für uns verwahrt…“ etc. Mich schockierte, dass ein Mitglied vom Vorstand nicht in Schutz genommen wurde, dass die andere Seite des Konfliktes gar nicht befragt wurde und noch dazu, dass das ganze schließlich so abgetan wurde, als handele es sich um einen Kinderstreich. „Ich will gar nicht wissen, wer es war, aber so geht es nicht!“

Ich schrieb der Frau Vorstand umgehend eine Email, in der ich mich „outete“ und erklärte, dass ich mich sehr wundere wie hier mit solchen Missverständnissen und Kommunikationsproblemen umgegangen würde. Schließlich kann ja auch der liebe Antonio mal einen schlechten Tag haben.

Wie auch immer. Ich war jedenfalls so geladen, dass ich sofort all die negative Energie umsetzte in Bilder. So entstand an einem Nachmittag an meinem Schreibtisch die Serie „Antonio“.

Ich will Euch damit nur zeigen, dass Bilder ebenso wie Lieder oder Gedichte ihren Ursprung immer in einem Gefühl haben. Die Technik ist ja schnell gelernt, aber die Umsetzung, die Inspiration hat immer etwas mit Eurem Gefühl zu tun. Macht was draus – auch aus der Wut.

Den Kunstverein habe ich im letzten Jahr verlassen und ja, jetzt wisst Ihr, wer´s war!

Ein Antonio steht übrigens noch immer gerahmt bei mir.

Eure Heike aus dem [wa]schatelier

8 comments
  1. Danke für deine Geschichte und gut erklärt wie es zu einem Kunstwerk kommt! 🙂
    Liebe Grüße Lio

  2. Das ist ja eine super Geschichte. Die Bilder sehen bezaubernd aus.
    Und der Name Antonio passt. Bedeutung: preiswürdig, unschätzbar, unkäuflich, teuer.

    1. Schön, dass Du nun follower bist 😉

  3. Geschichte und Bilder gefallen mir sehr!

    1. Das freut mich sehr, Agnes.

  4. […] ich in einen Kunstverein ein, um mich besser zu vernetzen (das Ergebnis dieser Aktion könnt Ihr hier nachlesen >>) und trieb mich auf Facebook vermehrt auf einschlägigen Gruppenseiten herum. Wurde Teil der […]

  5. […] Eure Heike aus dem Turmzimmer im Ostflügel (noch) […]

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